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RÜCKBLICK »DER HIMMEL ÜBER BERLIN« SCREENING IN ANWESENHEIT VON WIM WENDERS

RÜCKBLICK »DER HIMMEL ÜBER BERLIN« SCREENING IN ANWESENHEIT VON WIM WENDERS

Anlässlich des 30. Kinostart-Jubiläums von „Der Himmel über Berlin“ am 29.10.2017 restaurierte die Wim Wenders Stiftung in mühevoller Kleinstarbeit den Kultfilm des Regisseurs. Genau ein halbes Jahr später, am Sonntag, den 29.04.2018, konnten die Gäste der filmsociety und des KunstSalon die neue, digitalisierte Version in 4K und Dolby 5.1 im Weisshaus Kino erleben.

Bei diesem Screening begrüßte Wim Wenders das Publikum (im restlos ausverkauften Kinosaal) persönlich: „Wim in der Weltstadt Sülz“.

Durch die leidenschaftliche Erzählung des Regisseurs kamen die Zuschauer in den Genuss, Einblicke in die aufwendigen Restaurierungsarbeiten und die Entstehungsgeschichte des Films zu erhalten. Im Anschluss an die Vorführung stand der Filmemacher natürlich noch Rede und Antwort für alle neugierigen Fragen der Zuschauer.

Über die Restaurierung berichtete er anschaulich, dass die spezielle Farbdramaturgie der wechselnden Schwarz-Weiß- und Farbszenen schon bei der Produktion 1986 eine große Herausforderung darstellte. Das Filmmaterial konnte nicht gemischt werden, so dass sechs Kopiergenerationen entstanden, bevor der Film gezeigt werden konnte. Jede Kopie von jeder Kopie bedeutete Qualitätsverlust, bedauerte Wenders. Bei der Digitalisierung musste deshalb jeder einzelne Prozess des Original-Schnittes noch einmal wiederholt werden. 1000 Einstellungen wurden einzeln sorgfältig in 4K gescannt und überarbeitet. Mit dem Blick auf 30 Jahre zurück war Wim Wenders erstaunt, als er das Ergebnis sah: „Erstmals war alles zu sehen! Straßennamen oder Mimik beispielsweise.“ Und auch wenn es ihn in den Fingern gejuckt hat, habe er sich an die Ethik des Restaurierens gehalten und wirklich nichts verändert. Das Resultat präsentiert er mit Stolz: „Zum ersten Mal ist der Film in der angedachten Qualität zu sehen!“

Der entscheidende Auslöser zur Idee des Werks war für ihn das Gefühl nach langer Abstinenz wieder in Berlin zu sein, er genoss die Stadt in vollen Zügen. Auf das Thema der Engel habe ihn Rilke gestoßen, unter anderem durch das Gedicht „Der Schutzengel“. Daraufhin schrieb er eine einseitige Kurzgeschichte über einen Engel, der sich in ein Mädchen verliebt und Mensch werden will. Die Drehorte waren ihm sofort klar, die Schauspieler bald auch, nur ein Drehbuch gab es nicht „und würde es auch nicht geben!“ Auch wenn der Dreh sich oft anfühlte „wie ein Nachtflug, blind, mit kleinen Lichtblicken, chaotisch, unorganisiert!“, konnte er mit Hilfe seiner guten Freunde Peter Handke und Henri Alekan letztendlich seine Ideen umsetzen. „Ich habe eine ganze Menge Schutzengel in meinem Team gehabt“ sagte er dankbar und freut sich, dass die Restaurierung von „Der Himmel über Berlin“ zu einem Ergebnis geführt hat, das die Seele des Films noch einmal neu erstrahlen lässt.

Und auch wir konnten uns davon überzeugen, wie viel eindrücklicher, detailreicher und ein bisschen auch magischer die neue Fassung des alten Kultfilms auf uns wirkt.

Einen herzlichen Dank sendet die filmsociety und der KunstSalon an Wim Wenders für diesen interessanten und spannenden Nachmittag mit so vielen feinen Details und Einblicken. Sicherlich ist jeder an diesem Tag mit seinem Schutzengel flüsternd nach Hause gegangen.

Weiterführende Links:

http://www.dw.com/de/wim-wenders-der-himmel-über-berlin-in-neuem-glanz/a-43594283

http://wimwendersstiftung.de/film/der-himmel-ueber-berlin/

BEITRAG UND FOTO: Carina Grohsgart

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