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Rückblick Forum Kultur »Wie frei ist die Kunst?»

Rückblick Forum Kultur »Wie frei ist die Kunst?»

 

Zum zweiten Mal diskutieren wir im KunstSalon über die Frage „Wie frei ist die Kunst?“ mit einem hochkarätig besetzten Podium im Rahmen des Forum Kultur des KunstSalon: mit der Philosophin und Journalistin Catherine Newmark, mit Deutschlands berühmtesten Comiczeichner Ralf König sowie dem Musikjournalisten Jens Balzer. Wieder moderierte Jörg Biesler, der das Gespräch mit Witz und Verstand führte und diskutierte, was es mit der cancel culture, mit vermeintlichen Sprechverbote und Aufrufen zu Boykotten auf sich hat.

Hier können Sie die Diskussion verfolgen: https://youtu.be/bvA-K089sAc


Wie gehen wir mit homophoben, antisemitischen, sexistischen Texten in der Kunst um – wie z. B. im Rap? Oder mit Musikern, die der Vergewaltigung angeklagt wurden – mögen wir diese Musik noch hören? Warum fällt es schwer, Kunstwerke unabhängig von der Intention oder dem Lebenswandel ihrer Urheber zu betrachten? Werden Geschmacksurteile mit moralischen Vorwürfen vermengt? Sind wir aber auch zu sensibel geworden, können mit einer scharfen Kritik nicht mehr umgehen?  Oder kann es gute Gründe geben, sich gegen ein Kunstwerk auszusprechen? Welche Verantwortung haben Künstler für die Rezeption ihrer Werke? Was bedeuten diese Auseinandersetzungen für die Freiheit der Kunst und die Freiheit in der Gesellschaft? Kann die Kunst frei bleiben?

Ralf König wurde vor einiger Zeit Rassismus vorgeworfen und er erzählte, wie perplex er war, dass er als schwuler Comiczeichner plötzlich aus den eigenen Reihen, der queeren Szene, angegangen wurde. Catherine Newmark beobachtet in der letzten Zeit auch viele Fälle, an denen sich zeigt, wie sich die Wahrnehmung verschiebt. Sie erinnert an die Auseinandersetzung um Woody Allens Autobiografie, um die Humordebatte und all das, was man mit dem Begriff Cancel culture bezeichnet und stellt eine Unsicherheit fest, wie diese Tendenzen einzuordnen sind. Jens Balzer wiederum hat sich in seinem Buch „Pop und Populismus“ mit diesen Fragen beschäftigt und hatte dabei den Eindruck, dass sich gerade in der Popmusik vieles nach rechts bewegt. Als Beispiel führte er die Echoverleihung an Kollegah und Fared Bang an, die in einem Song Auschwitz-Insassen verhöhnteu und fand viele andere Beispiel für antisemitische, rassistische Texte, die die Grenzen des Sagbaren verschieben. Aber oftmals nicht die große Empörung auslösten.

Wie sind diese Vorfälle zu bewerten? Haben wir zu viele Empfindlichkeiten oder müssen wir auf Empfindlichkeiten nicht auch Rücksicht nehmen? Wie kommt es, dass Kunstwerke an den Pranger gestellt werden? Catherine Newmark meint, viele der Fälle, über die in der letzten Zeit – von links wie von rechts – diskutiert wurden, viel mit einer Art Geschichtsvergessenheit zu tun haben. Dieses bestätigt auch Ralf König, der die Erfahrung macht, dass sein gesamtes Werk von seinen Kritikern nicht zur Erkenntnis genommen wurde und die seinen emanzipatorischen Ansatz nicht kannten. Kommt es gerade in linken, progressiven Kreisen zu einer Art Selbstzerfleischung? Catherine Newmark beobachtet, dass man sich gerade in progressiven Kreisen zu sehr auf Empörung verlegt und sich nur mit sich selbst beschäftigt, anstatt auf Inklusion zu setzen. Jens Balzer wünscht sich ebenfalls eine Debatte, die über die Generationen hinweg die offene Gesellschaft verteidigt.

Es ist alles nicht so einfach und es zeigt sich: wir müssen reden! Und das werden wir weiterhin tun und setzen das Gespräch fort.

Die Diskussion fand in Kooperation mit  »Einmischen!« – dem Debattenformat der Körber-Stiftung statt und mit Unterstützung der Imhoff-Stiftung und dem Kulturamt der Stadt Köln. Wir danken herzlich für die Unterstützung!

und der 

Fotos: Johanna Rübel, Barbara Dietl, Wolf-Dieter Tabbert

 

 

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