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Rückblick »jour fixe mit Anke Engelke»

Rückblick »jour fixe mit Anke Engelke»

 

Mit der Stürmung des Capitols und weiterhin hohen Inzidenzwerten fing 2021 nicht unbedingt besser an, als 2020 geendet ist. Aber zumindest im KunstSalon konnten wir uns gleich zu Anfang des Jahres auf eine erste, tolle Veranstaltung freuen – trotz Corona, trotz Aha-Regeln. Denn so sehr wir mitunter all das Starren auf die Bildschirme verfluchen – ohne diese Verbindung wären wir im Moment auch nicht besser dran. Und so hatte unser jour fixe mit Anke Engelke nicht nur äußerst großen Zuspruch, sondern auch ein treues Publikum, das zum größten Teil trotz der eines Thomas Gottschalk würdigen Überziehung um 45 Minuten bis zum Ende der gesamten eineinhalb Stunden dranblieb.

Das lag natürlich nicht zuletzt an unserem tollen Gast! filmsociety-Programmleiter Christian Meyer-Pröpstl nutze die Gelegenheit, mit Anke Engelke ausführlich über ihre Arbeit zu sprechen. Dabei hangelten sich die beiden durch ihr Berufsjahr, das relativ unbeschadet von der Pandemie geprägt war von vielen Produktionen, die entweder in 2020 präsentiert oder realisiert werden konnten und dabei unterschiedlicher nicht sein könnten – angefangen von dem Journalisten-Thriller „Tödliche Geheimnisse – Das Versprechen“, im Februar 2020 in der ARD ausgestrahlt und eine gänzlich ernste Anke Engelke zusammen mit Nina Kunzendorf (Tatort) zeigte. Weiter ging es mit dem Kritiker- und Publikumserfolg, der tragikomischen Netflix-Serie „Das letzte Wort“, in der Anke Engelke als Karla den plötzlichen Tod ihres Mannes verkraften und einen neuen Lebenssinn für sich finden muss. Auch „Deutschland 89“, die dritte Staffel der Spionage-Deutschland-Trilogie, startete beim Streamingdienst Amazon ohne Einschränkungen durch die Pandemie. Unter Coronamaßnahmen musste im Sommer allerdings die österreichische Kinokomödie „Der Onkel“ von Michael Ostrowski und Helmut Köpping gedreht werden. Hier spielt Engelke eine Frau, dessen Mann ins Koma gefallen ist. Nun nistet sich der Bruder des Ehemanns zunehmend in der Familie ein. Noch ein Film mit Familienanklang im Titel: „Mutter“ von Carolin Schmitz, ist ein Experiment zwischen Dokumentar- und Spielfilm, in dem Engelke acht Müttern zwischen 35 und 70 Jahren mit ambivalentem Verhältnis zum Muttersein ihren Körper darstellerisch leiht. „Mein Sohn“ von Lena Stahl zeigt sie wiederum in einem Drama als überbehütende Mutter eines draufgängerischen Sohnes. „Der Onkel“, Der Sohn“ und „Mutter“ – allesamt Kinofilme, sind wahrscheinlich erst Ende 2021 im Kino zu sehen. Um das Familienfass voll zu machen: Zu Weihnachten lief im Fernsehen die Dokumentation „Unsere Väter“ über die Kinder der TV-Showmaster der 60er bis 80er Jahre, der Anke Engelke als Sprecherin ihre Stimme lieh.

Anke Engelke erzählte detailliert, wie es zu den Projekten kam, wie sie sich darauf vorbereitete und inwieweit sich die Arbeiten voneinander unterscheiden. Dabei brachte sie immer wieder sehr anschaulich Beispiele aus ihrer langen Karriere ein, sprach über die Freude der Schauspielerei, die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen, ihre Liebe zum Arthausfilm, ihre ersten Schritte im Fernsehen der 70er-, 80er- und 90er-Jahre und auch ihre Zeit als Gastprofessorin für Comedy an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Über die vielen Arten und Feinheiten von Humor hatte sie dem Publikum natürlich auch viel zu erzählen. Langweilig wurde es dabei nie, und das Gespräch fand eine gute Balance aus Ernsthaftigkeit und Humor.

Text: Christian Meyer-Pröpstl

Foto: Jeanne Degraa

 

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