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Rückblick »jour fixe mit Nanette J. Snoep»

Rückblick »jour fixe mit Nanette J. Snoep»

Der letzte jour fixe in diesem Jahr hatte zum Auftakt etwas Besonderes: Die Preisverleihung des vom Ehepaar Kurt und Ulla Bartenbach gestifteten Fotografie-Preises erfolgte an diesem Sonntagvormittag. Dieser geht in diesem Jahr an Alex Grein, ehemalige Meisterschülerin von Andreas Gursky, die den Preis, überreicht von Kurt Bartenbach,  sehr erfreut entgegennahm und dem interessierten Freundeskreis ihre Arbeit und ihre Intentionen in einem Gespräch mit Barbara Hosmann skizzierte. Die Freundinnen und Freunde des KunstSalon gratulierten der Preisträgerin mit großem Applaus.

Seit Januar 2019 ist Nanette Snoep Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums und stellte sich im KunstSalon mit ihren bisherigen Erfahrungen in Köln und ihren Plänen und Zielen im Gespräch mit Angela Spizig vor. Sie stellte schnell fest, dass das RJM immer wieder einer  Baustelle gleicht, bei der es immer wieder etwas zu tun gibt. Sie macht aus der Not eine Tugend und betrachtet die Baustelle positiv: Es ist zwar noch nicht fertig, beherbergt aber damit gleich viele Möglichkeiten und rief am Museum die „Baustelle“ aus, zu der bei der ersten Veranstaltung am Tag zuvor über 300 Besucher gekommen sind, um gemeinsam über zukünftige Themen des RJM zu diskutieren.

Nanette Snoep erzählt von ihrem Werdegang. Über 15 Jahre lang war sie in Paris am „Musée du Quai Branly“, wo sie zuletzt als Hauptkustodin der Sammlung „Historical and Contemporary Globalisation“ tätig war, zudem afrikanische Kunstgeschichte an der „Ecole du Louvre“ und der Universität von Nanterre unterrichtet. Sie folgte der Aufforderung Hartwig Fischers, des damaligen Direktors, nach Dresden zu kommen und leitete dort die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit drei Völkerkundemuseen. Für Nanette Snoep war es keine einfache Zeit, die Sammlungen sind wunderbar, aber die politische Stimmung in der Stadt empfand sie als bedrohlich und vermisste die Multikulturalität, wie sie sie aus Paris kannte. Sie entschied sich deshalb, dem Ruf nach Köln ans Rautenstrauch-Joest-Museum zu folgen und kann nach einem knappen Jahr sagen, dass sie sich hier sehr wohl fühlt und sie hier ihren Ansatz, das Museum als lebendigen Ort zu entwickeln, gut verfolgen kann. Sie möchte das Museum öffnen, denn, so heißt eine ihrer zahlreichen Publikationen „Museen sind keine neutralen Orte“; für Nanette Snoep stehen ethnologische Museen für Weltoffenheit.

Angela Spizig fragte natürlich auch nach ihrer Position zu der Frage nach der Restitution. Aktuell wird die Rückgabe von in europäischen Museen ausgestelltem und gelagertem Raubgut aus Kolonialzeiten immer brisanter diskutiert und Nanette Snoep führte aus, wie diese Debatte durch Emanuel Macron in Frankreich angestoßen wurde und damit auf eine politische Ebene gehoben wurde. Sie selbst steht für größtmögliche Transparenz und fordert, die Sammlungen in den Museen zu digitalisieren  und damit allen zugänglich zu machen.

Es war wunderbar, die neue Direktorin auf so persönliche Weise kennen zu lernen und das KunstSalon-Publikum dankte ihr sehr für das Kommen. Wir danken auch der kompetenten und charmanten Angela Spizig für die  so persönliche Gesprächsführung.

Text: Ulla Egbringhoff

Fotos: Adam Kroll

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