Das war beileibe keine Zeitverschwendung! Michaela Krützen, Professorin an der Hochschule für Fernsehen und Film in München, kam zum jour fixe in den KunstSalon, um ihre Forschung zum Phänomen der Zeitverschwendung in Literatur und Film vorzustellen. Das Publikum, zahlreich erschienen, war gebannt von ihren Ausführungen zu der Frage, wann gilt etwas als Zeitverschwendung? In ihrem umfangreichen Buch „Zeitverschwendung. Gammeln, Warten, Driften in Film und Literatur“, erschienen bei S. Fischer, veranschaulichte sie im Gespräch mit Ulla Egbringhoff anhand zahlreicher Beispiele wie aus dem Film „Marie Antoinette“ von Sofia Copolla“, der Filmfigur „The Big Lebowsky“ und Figuren wie Oblomow von Iwan Gontscharow oder Hans Castorp aus dem „Zauberberg“ von Thomas Mann brillant die Ungleichzeitigkeiten und Widersprüche der Beurteilung, was als Zeitverschendung gilt. Ein sicherlich jedem bekanntes Phänomen – wie man einen ganzen Abend vor dem Fernsehen verbringt und von einem Kanal zum anderen zappt – nahm sie auch unter die Lupe und erklärte sehr amüsant, warum wir dieses immer wieder tun – und es dennoch als Zeitverschwendung betrachten.
Das Publikum mischte in der anschließenden Diskussion temperamentvoll mit und damit hatten wir einen wunderbar leichten und zugleich tiefsinnigen Sonntag vormittag. Ein herzlicher Dank geht an Michaela Krützen für ihre erhellenden und vergnüglichen Ausführungen.
FOTO: Christian Meyer-Pröpstl