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RÜCKBLICK PREVIEW »ZWISCHEN DEN ZEILEN« MIT UNSEREM GAST HELGE MALCHOW

RÜCKBLICK PREVIEW »ZWISCHEN DEN ZEILEN« MIT UNSEREM GAST HELGE MALCHOW

Trotz sommerlich-lauer Temperaturen bis spät in die Abendstunden fanden zahlreiche filmsociety-Mitglieder und Freunde des KunstSalon am Dienstag den Weg in die Filmpalette zur exklusiven Preview des französischen Films „Zwischen den Zeilen“.

Die Komödie von Regisseur Olivier Assayas ist am heutigen Donnerstag, 6. Juni, nun auch regulär in den deutschen Kinos angelaufen. Sie widmet sich auf kurzweilige Art und Weise neben der Digitalisierung im Allgemeinen und ihren Auswirkungen auf die Verlagswelt im Speziellen vor allem auch Zwischenmenschlichem. Dass die Gattung der „Autofiktion“ nämlich einige Probleme mit sich bringen kann, offenbart das neue Manuskript des Pariser Autors Léonard (Vincent Macaigne): Das Buch verarbeitet, nur leicht kaschiert, seine Affäre mit Selena (Juliette Binoche), der Frau seines Verlegers Alain (Guillaume Canet). Der würde in dem Manuskript vielleicht auch tatsächlich seine Gattin erkennen, doch ist er selber viel zu sehr mit der Digitalisierung seines Verlages beschäftigt – beziehungsweise mit der jungen neuen Mitarbeiterin, die dafür zuständig ist, den Verlag in die Zukunft zu retten.

Für eine Einordnung von „Zwischen den Zeilen“ und allerlei Einblicke in den hiesigen Literaturbetrieb sorgte im Gespräch mit filmsociety-Programmleiter Christian Meyer-Pröpstl der blendend aufgelegte Gast des Abends, Helge Malchow – seines Zeichens über Jahrzehnte Verlagsleiter des Kölner Hauses Kiepenheuer & Witsch. Auch wenn Malchow in „Zwischen den Zeilen“ Handlung und Dialoge teils ein wenig zu konstruiert und verdichtet erschienen, brach er doch eine Lanze für den Film: Der Inhalt sei gerade in Bezug auf die Liebschaften von Autoren und deren literarischer Behandlung in ihren Büchern durchaus realistisch… das Werk lasse sich seiner Erfahrung nach also nur selten – so wie eigentlich in den Literaturwissenschaften gelehrt – vom Künstler trennen.
Auch mit Bezug auf die Digitalisierung in der Verlagswelt treffe der Film den Nagel auf den Kopf: Zwar haben sich heute auf dem deutschsprachigen Markt die E-Book-Verkäufe bei vergleichsweise geringen 15% stabilisiert, die Rolle der ehemals nahezu allmächtigen Literaturkritik beispielsweise habe sich aber grundlegend verändert und generell sei die Ansprache und das Kaufverhalten online eine völlig andere. So sei zur klassischen Verlags- und Vertriebsarbeit schon über die letzten beiden Jahrzehnte in Form des Onlinemarketings eine weitere, mindestens ebenso aufwändige Maschinerie hinzugekommen: „Das klassische Buch stirbt bei Weitem nicht aus, aber um mit einem einzelnen Titel den gleichen Umsatz zu generieren, muss mittlerweile auf den unterschiedlichsten Kanälen gesendet – unterm Strich also mehr Arbeit verrichtet werden.“

 

Text: Henrik Schulze Neuhoff

Foto: Alamode Film

 

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