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»RÜCKBLICK JOUR FIXE: WIR BLEIBEN IN KONTAKT«

»RÜCKBLICK JOUR FIXE: WIR BLEIBEN IN KONTAKT«

 

Der digitale jour fixe im Juni glich einer Wunderkammer. Mit zahlreichen Mitgliedern saßen wir vor unseren Bildschirmen zu Hause und folgten den ebenso erkenntnisreichen wie unterhaltsamen Ausführungen unserer Gäste.

Was es mit der Wunderkammer und dem Digitalen auf sich hat, erläuterte anregend Prof. Holger Noltze, der sich in seinem aktuell zur Corona-Krise erschienenen Buch „World wide Wunderkammer: Über ästhetische Erfahrung in der digitalen Revolution“ über die Risiken und Chancen des Digitalen beschäftigt. Und er kennt sich aus, als Professor für Medien und Journalistik an der TU Dortmund und als Begründer der Plattform takt  1  kann er aus verschiedenen Perspektiven auf den Komplex der Digitalisierung schauen.

Das Bild der Wunderkammer, eigentlich aus der Spätrenaissance und dem Barock eine beliebte Institution, ist recht treffend, denn in einer solchen findet sich vieles, was nicht unbedingt zusammengehört. Im Gespräch mit Ulla Egbringhoff beantwortet er Fragen wie: Wie findet man in einer solchen Wunderkammer – im digitalen Raum – das, was interessant und gut ist? Wie findet man sich zurecht? Welche Fehler können Kulturinstitutionen machen und wer vermittelt hochwertige Angebote, die anregend, inspirierend ästhetische Erfahrungen im Netz ermöglichen? Alles höchst erhellend!

Die Pianistin Olga Scheps berichtet anschließend im Gespräch mit Marie-Katrin Schnermann aus der Sicht der Musikerin die Auswirkungen der Pandemie auf ihre künstlerische Arbeit. Ein Großteil ihrer Arbeit ist das Üben, das kann auch in der Quarantäne ausgeführt werden, und sie nutzt dabei auch die digitalen Möglichkeiten, u. a. indem sie, so erzählt sie, das eigene Üben streamt, um sich damit wiederum zu korrigieren. Aber ihr fehlt der Kontakt zum Publikum sehr. Auch den Besuch von Konzerten vermisst sie. Olga Scheps verweist auf die Plattform Twitch, auf der sie und andere Musiker Konzerte streamen und die dem Publikum ermöglicht, die Musiker direkt zu unterstützen.

Tom Saller hat bisher, befragt von  Susanne Meinel, weniger Erfahrungen mit seinen Büchern im Netz gemacht. Vor kurzem veröffentlichte er seinen zweiten Roman „Ein neues Blau“ und erinnert gerne, wie er sein Debüt „Und Martha tanzt“ live und in Farbe im vergangenen Jahr auf dem Festival „Literatur in den Häusern der Stadt“ vorstellte. Wieder sind Frauen aus der Zeit des Bauhauses im Mittelpunkt seines Romans und warum er – der normalerweise als Psychotherapeut arbeitet – sich gerade für sie interessiert, erzählte er uns.

Die Kinos nehmen langsam ihren Betrieb wieder auf und Christian Meyer-Pröpstl erläutert die geänderten Voraussetzungen für den Kinobesuch. Und wir können wieder gemeinsam ins Kino gehen! Endlich wird die nun mehrmals verschobene Preview von „Undine“ in Anwesenheit des Regisseurs Christian Petzold am 28. Juni um 16.00 Uhr im Weisshaus Kino stattfinden. Was sonst noch an Neuigkeiten aus den Kölner Kinos zu berichten ist, fasste Christian Meyer-Pröpstl in einem Filmbeitrag zusammen, in dem auch Christian Petzold seine Vorfreude auf die „Dunkelheit des Kinos“ und auf das Zusammenkommen zum Ausdruck bringt.

Das Schauspiel Köln und der Tanz bereiten sich derzeit auf die neue Spielzeit vor, wie Silvia Werner weiß und zeigt eine filmische Aussicht auf den Herbst, bei der Stefan Bachmann, Richard Siegal und Hanna Koller über die Pläne und Perspektiven berichten. Wir freuen uns! 

Holger Noltze hatte im Gespräch für eine Offenheit gegenüber den Möglichkeit des Digitalen gesprochen; es kann mehr als wir annehmen und wir freuen uns, dass wir im KunstSalon durch den virtuellen jour fixe diese Offenheit aufbringen und Möglichkeiten ausloten, weiter im Kontakt zu bleiben. Und wir lernen, dass die digitale Form zwar kein Ersatz für reale Begegnungen im richtigen Leben ist, aber doch eine anregende, fördernde und inspirierende Alternative darstellt, die unser Spektrum erweitert. Und das ist doch was!  

 

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